Wir werden uns einigeln. Das ist das einzig Vernünftige an solchen Regentagen. Die Wohnung sauber, der Kühlschrank gefüllt, feiner Wein lagert im Keller, das Wochenende gehört uns, nur uns allein. Bitte, bringe nur keine Arbeit mit heim. Ich habe alles geschafft, alle Termine für den Montag sind gut vorbereitet, wir haben Zeit, unendlich viel Zeit. Selbst das Telefon werde ich umleiten, sofort, wenn du hier bist, meldet sich nur noch der Anrufbeantworter.

Immer diese Staus am Freitag abend.
Immer dieses gleiche Warten.
Das Telefon klingelt.
Noch knapp anderthalb Stunden. Noch so weit entfernt.
Du bist müde, sehr müde, denkst nur ans Schlafen.
Ja, morgen schlafen wir lange.
Du, ich bin so müde, ich möchte nur anhalten, und einfach hier im Auto schlafen.
Er legt auf.

Ich rufe sofort zurück.
Ich berichte ihm von dem vollen Kühlschrank, dem feinen Wein, erzähle von der fertigen Arbeit in der Agentur. Nur du fehlst noch, nur du allein.

Komm, sage etwas, irgendetwas.
Nur nicht nachgeben, nur nicht weiter müder werden.

Liebling, bei uns brennt weiches Kerzenlicht. Hörst du die Musik im Hintergrund? Schandmaul ist so unheimlich gut. Sollen wir im Juni zu ihrem Konzert beim Tollwood Sommerfestival 2005? Es gibt noch Karten. Ein paar Tage später kommt In Extremo. Wir sind dabei, ja?

Du, wenn du gleich kommst, träumen wir uns weit fort. Ich habe mir etwas Schönes geleistet. Magst du es sehen? Oder soll ich es dir hier beschreiben? Es ist wunderschön gearbeitet, schwarz, trotzdem fein transparent... Jaaaaa, ich höre ja schon auf. Oder lieber weiß? Das transparente weiße Nachthemd liegt noch im Schrank, aber... Magst du es?

Sollen wir wieder einmal spielen wie früher? Das haben wir schon so lange nicht mehr getan. Schwarze Dessous, ich verführe dich, liebe dich, du genießt. Weiße Dessous, oh, du warst dann immer so lieb, hast mich geführt, ich entspannte nur, ließ mich tief bei dir fallen, um mit der Lust auf dem Höhepunkt zu tanzen. Die roten habe ich lange nicht mehr getragen. Erinnerst du dich? Dunkelrote Dessous waren das Zeichen für die andere Liebe. Hart, härter, anders, dominante Rollen. Wir haben es gestoppt, ja, es war richtig so, aber vielleicht hättest du mal wieder Lust. Ich würde nicht nein sagen, ganz bestimmt.

Schwarz, weiß oder rot?
Was sagst du? Du bringst mir auch etwas mit?
Ich bin doch so neugierig, das weißt du.
Bis du hier bist, halte ich es nicht aus.
Sag schon, was ist es?
Erzähl wenigstens, wo du es gekauft hast.
Jaja, ich soll nicht so neugierig sein.

Dann erzähle ich auch nichts mehr, so!
Was ich noch zu erzählen hätte?
Och, nichts besonderes.
Du willst es trotzdem wissen?
Liebling, du bist neugierig, zu neugierig...

Ich höre, wie er schimpft.
Liebling, du scheinst nicht mehr müde zu sein.
Also, schwarz, weiß oder rot?
Du darfst entscheiden.
Was?
Den schwarzen Spitzen-BH, den weißen Tanga und den roten Strumpfhalter?
Mistkerl, verflixter.

Er lacht laut.
Liebling, wir haben Zeit bis Montag früh.
Zeit für alle Farben.

Die Autobahn hast du jetzt geschafft?
Dann bist du ja bald bei mir.
Ja, ich warte auf dich, die Musik spielt, ich hole schon den Wein aus dem Keller.
Du, ich lege auf, bis gleich, ich muss mich noch geschwind umziehen.

Schwarz, weiß, rot oder sogar...


Liebe Grüße von
Laureen



PS: Mal wieder ohne Bild, damit Weib nicht so unnötig lange scrollen muss. ;-)