Dienstag, 12. April 2005

Die Freundin

Leone Frollo, Freundinnen


Es klingelt. Bestimmt hat er wieder seinen Schlüssel vergessen. Dann stehst du in der Tür. Ich schreie. Schreie vor Überraschung, schreie vor Freude. Sehe nur dein Lächeln, dieses ungemein schöne Lachen in deinem Gesicht, so lieb, dass es immer und ewig verzaubert, so fein, dass es immer gewinnt, egal was auch ewig war. In Bruchteilen von Sekunden erzählt mir dieses Lächeln von früher, von uns.

Wir beide und alle anderen. Mal Rücken an Rücken, mal Seite an Seite gegen alles, was uns verleumdete, uns mißachtete, uns nicht leben und lieben ließ, so wie wir es wünschten. Die Sprüche über die Lesben im dritten Stock, die schiefen Blicke in der Straße, in der Kneipe um die Ecke, selbst im Hörsaal der Universität, gemeinsam haben wir alles überstanden.

Doch in dem Moment, als wir dazu gehörten, brachen wir auseinander. Du wolltest Kinder, Kinder ganz normal mit einem Mann. Aus ersten zaghaften Andeutungen erwuchs schnell der Streit, flammend und heftig. Alles um uns zerbrach, du zogst zu deinem Liebsten, ich stürzte aus dem kurzem Halt endgültig weit nach unten.

Wo kommst du her, wie hast du mich hier gefunden, bleibst du über Nacht? Fragen auf Fragen, Fragen die nicht auf Antwort warten, weil die Freude des Augenblicks alles verdrängt. Wo ist dein Mann, wo sind deine beiden Kinder?

Ich greife deine Hand, komm doch, komm herein. Diese Hand, die so oft zärtlich über meine Haut streichelte. Sanfter als Seide mich liebkoste, stundenlang die Spirale der Erregung immer enger zog, bis hinauf zum Höhepunkt, der nicht enden wollte unter deinem Liebesspiel. Orgasmus auf Orgasmus, ich vergesse keine Nacht, nie und niemals.

Deine Haut ist immer noch so wunderbar weich und glatt, selbst hier auf der Hand. Nächtelang durfte ich sie küssen, erfühlen, konnte dich umarmen, deine Wärme spüren. Kuscheln, lieben, explodieren, noch immer hallen deine Schreie der Lust in meinen Erinnerungen.

Komm endlich herein, setze dich. Hole doch deine Kinder, deinen Mann hoch zu uns. Sie müssen nicht im Dorf warten. Mein Schatz kommt doch auch gleich. Der wird sich freuen, unglaublich freuen. Du, der weiß alles, ich habe ihm alles erzählt von uns. Es war wichtig für mich. Ganz wichtig. Sonst hätten wir nie eine Basis bekommen, wir haben darüber geredet, Nächte, Tage - ich liebe ihn, unendlich viel.

Ach, erzähle von dir. Du bist immer noch wunderschön. Geht es dir gut? Sie beginnt zu erzählen, und mit jedem Satz begreife ich erst, was hier geschieht. Ich zitter innerlich, ja selbst meine Hände vibrieren. Freue mich über ihre glückliche Ehe, den gesicherten Job, über die beiden Kinder, eines noch ganz jung. Sie berichtet von ihrem Haus, von ihrer Urlaubsfahrt, dem Urlaubsort ganz in der Nähe. Und ich begreife mit jedem Satz, dass sie hier Urlaub macht, um eine Freundschaft neu zu beleben. Nicht nur sie und ich, nein, ihre Familie und wir, mein Schatz und ich. Deswegen kam sie jetzt allein.
Es ist Zeit, Kinder und Mann warten unten im Dorf. Sie steht auf, fragt vorsichtig, ob wir uns wiedersehen in den nächsten Tagen, ob wir ins Hotel kommen zum Essen.

Nein, nicht im Hotel. Ihr eßt bei uns hier, oder? Wann ihr immer wollt, wann immer ihr könnt. Ja, du hast recht, besser im Hotel. Wegen den Kindern, sie haben ihr Zimmer, können schlafen. Wir kommen ganz sicher, ganz bestimmt morgen abend. Das Wochenende genießen wir zusammen, ja? Wir zeigen euch alles. Es ist so wunderschön hier.

Du stehst vor mir, du drückst jetzt meine Hand. Spürst du mein Zittern? Du musst es fühlen, alles in mir tobt. Oder geht es dir genauso? Dass du gekommen bist, dass du hier bist, dass wir reden, endlich wieder richtig reden. Einfach so drücke ich dich vor lauter Freude, ich muss es tun, ich will es tun, ganz frei und lieb, spüre, wie du weich deine Wange an meiner drückst.

Wir lösen uns, du hälst mich noch an den Schultern, schaust mich an, sehe wie du etwas sagen willst.
"Du, ich wollte dich noch etwas fragen, nein eigentlich um etwas bitten."
Ja?
"In vier Wochen ist Taufe. Bitte werde Taufpatin."


Liebe Grüße von
Laureen
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