Mittwoch, 9. Februar 2005

Deine kleine Bitte

Rococo - Strumpfhalter von Ravage


Sein Wagen steht schon vor der Tür.
Ungewöhnlich für diese Zeit.
Ungewöhnlich genug, um mich neugierig zu machen.
Schon im Eingang riecht es wunderbar.
Er kocht.
Der Tisch ist fein gedeckt.

Er überrascht mich aus einem Versteck.
Drückt mich, liebkost mich, der Schreck verfliegt.
Seine Augen glänzen,
sie haben dieses wunderbare Lachen.
Diese Augen zaubern,
wandeln Gefühle zur Glückseligkeit.
Seine Nase stubst meine Nase,
einmal, zweimal und noch einmal.
Ein Kuss, ganz lieb, zärtlich.
Finger spielen an meinen Ohren,
spielen genau da,
wo jede Berührung Explosionen zündet.

Dann die kleine Bitte.
Die Worte sind die ersten an diesem Abend:
Ziehst du dich um?
Der Code. Unsere Sprache, unsere Signale für Wünsche.
Ich nicke stumm.
Sehe das Feuerwerk in seinen Augen.
Empfange seinen sanften Kuß.

Duschen, die Lieblingscreme, etwas Make-up.
Schon dabei durchwühle ich in den Gedanken den Kleiderschrank.
Schwarzes, das Rote, oder lieber weiß?
Schubladen auf, Schubladen zu.
Der Blick in den Schrank.
Und wie ein Blitz durchzucken mich Erinnerungen.
Erinnerungen an den Beginn einer dürsteren Zeit.

Er hatte den gleichen Fetisch wie du.
Sündhaft teure, elegante Dessous.
Er hatte in mir eine Leidenschaft geweckt.
Eine Leidenschaft für elegante Kleidung.
Er hat mich in den Abgrund fallen lassen.
Du hast mich knapp über den Boden aufgefangen.

Ich traf ihn abends auf einer Veranstaltung. In all den wichtigen Leuten stand er mittendrin. Selbstbewußt, selbstsicher, charmant, redend, plaudernd, diskutierend, philosophierend. In Sekunden hatte ich mich verloren. Er sprach mit mir, flirtete mit mir, küsste mich, verführte mich.

Tagelang glaubte ich mich in einer eigenen Umlaufbahn um die Sonne. Er führte mich aus, zeigte mir die Gesellschaft, zeigte mir die Welt. Er hüllte mich in wunderschöne Kleider, für darunter wollte er nur das Eleganteste, nur das Verführerischte. Er machte mich zu einer Prinzessin.

Das glaubte ich zumindest. Das glaubte ich bis zu jenem Abend, an dessem Ende die Erde unter mir entglitt.
Ein wunderschönes Restaurant, weitab von der Stadt auf dem Land. Ein Haus für wichtige Begegnungen, ein Haus für Verliebte. Ein wundervoller Sommerabend, das Kerzenlicht, der Wein, das traumhafte Essen, das heimlige Ambiente des Hauses, die feinen Gespräche und Gedanken über die Welt, über die Liebe, über uns - ich war sein, jetzt und hier, auf immer und ewig.

Tief in seinen Armen, verliebt den Kopf an seinen Schultern führte er mich hinaus. Hinaus in den Garten des Restaurants, mittendrin eine große alte Eiche mit einem mächtigen Stamm. Hier hielt er mich, hier küsste er mich. Er drückte mich mit dem Rücken an den Stamm, machte mir Komplimente, beteuerte mir seine Liebe. Seine Hände überall, dann an meinem Rock. Zentimeter für Zentimeter zog er ihn hoch. Er wollte mich in meinen Dessous sehen, Strumpfhalter, Nylonstrümpfe, Tanga. Das machte ihn verrückt, das war sein Fetisch. Seiner Finger überall. Am Nylonstrumpf, an den Strapsen, am Tanga, im Tanga. Immer nervöser, immer erregter. Er öffnete seine Hose, schob meinen Tanga zur Seite, hob mich am Po zu sich hoch, drang ein. Ich habe diese Augenblicke nie vergessen, werde sie nie vergessen. Ich war in meiner Liebe zu allem bereit, zu allem bereit, was er von mir wünschte. Und er fickte mich hier im Schutz der dicke Eiche, wir hörten unweit von uns Gäste das Restaurant betreten und verlassen. Seine Hände hielten mich immer noch an meinem Po hoch, ich klammerte mit beiden Armen um seinen Hals, im Rücken gab der Baum etwas Halt, so empfing ich Stoß um Stoß, ritt auf einer Welle der Glückseligkeit.

Nur Minuten später begann mein tiefer Fall.
Wieder im Auto, das Restaurant mit der großen Eiche noch ganz nah, sagte er fast beiläufig. "Ich bin verheiratet." Ich antwortete nichts. Wie sollte ich was sagen? In meinem Hals saß ein mächtiger Kloß, die Zunge schwer wie Blei. Die Gedanken im Wirbelsturm. Und plötzlich sah ich das Auge des Tornados. "Ich werde mich auf keinen Fall scheiden lassen. Wir müssen es so hinbekommen."

Kein Denken mehr, alle Gedanken setzen aus.
Kein Fühlen mehr.
Nur Kälte.
Eiseskälte durch eiskalte Worte.
Leere, wo gerade noch traumhafte Gefühle.

Er hielt an. Ab da sind meine Erinnerungen blaß. Ich stieg aus, rannte los, einfach los, irgendwo hin, egal wohin. Querfeldein in hochhackigen Schuhen, egal, hauptsache fort, weg, nur weg, irgendwohin, wo mir sein Auto nicht folgen kann. Ich weinte nicht.

Ich kam heim, irgendwie.
Ich heulte.
Ich verdunkelte alles, weinte und schrie.

Und meine Talfahrt begann.
Direkt von der Welle der Glückseligkeit hinab in die Tiefen der Existenz.
Ich setzte von nun an mein Leben in den Sand.
Tag für Tag immer mehr.


Hätt ich mein Leben nicht so
in den Sand gesetzt
Hätt ich dich nie
in der Wüste getroffen...
(Rosenstolz: In den Sand gesetzt)


Ich höre dich in der Küche hantieren.
Ich liebe dich.
Ich schreie einfach:
Ich liebe dich.
Vom Schlafzimmer zu dir in die Küche.

Du hast mich von meinem
Sockel gestoßen
Auseinander genommen
und neu aufgestellt...
(Rosenstolz: In den Sand gesetzt)


Weiß. Das ist der Abend für Weiß.
Der weiße Strumpfhalter,
der weiße Büstenhalter.
Weiße Nylonstrümpfe.
Schwarze Stöckelschuhe, hohe, dünne Absätze.
Sonst nichts.
Alles für dich.
Nur und immer für dich.
Keine Angst, keine Unsicherheit.
Ein Blick in deine Augen -
ich sehe Freude, Verlangen, Begierde und Liebe.
Vor allem Liebe.

Du nimmst mich, führst mich zum Spiegel.
Bleibst hinter mir stehen, streichelst mich.
Küsst meinen Nacken, streichelst meine Haare.
Schaue in den Spiegel, möchte nie wieder weg sehen.

Und jetzt stehn wir hier
Und staunen nur
Was das Leben mit uns macht
Du stehst vor, zwischen, hinter mir
Lass dich nie mehr gehn...
(Rosenstolz: In den Sand gesetzt)


------------------------------------------------------

Nachtrag:
Ich hatte lange, fast zu lange gebraucht,
um meinem Schatz von ihm zu erzählen.
Von ihm, der so viel Ähnlichkeit mit dir hat.
Erst am vergangenen Samstag hatte ich endlich den Mut dazu.
Jetzt kennt er meine ganze Geschichte.
Und ich bin froh.

Beide besitzen nur viel Ähnlichkeit.
Beide trennen Welten.

And when the night grew cold and dark
And worries ran to deep
Angels would surround my bed
And carry me off to sleep
We’d dance and sing all afternoon
And rain would wash my troubles away
Every wish would be granted for me
If I could be Queen for a day...

Blackmores Night: Queen for a day;
Album "Ghost of a Rose"


Bei meinem Schatz bin ich Königin.
Tag für Tag.

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Liebe Grüße von
Laureen
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