Donnerstag, 13. Januar 2005

Keine Lust mehr

Jennifer Janesko Pinup


Keine Lust mehr.
Keine Lust mehr zum Schreiben.

Gestern ganz oben, heute ganz unten.
Ich fahre Achterbahn.
Immerzu, jeden Tag, jeden Augenblick.
Entweder volle Kraft bergauf oder volle Geschwindigkeit bergab.
Jetzt sause ich wieder bergab.

Dabei war der Tag mit meinem Schatz wundervoll.
Doch irgendwann schaute ich ihn lange an, sah im Geiste alle Texte meines Blogs.
Ich verrate ihn.
Ja, ich betrüge ihn hier mit diesem Blog.
Er weiß es nicht.
Ich werde es ihm sagen.
Diese Talfahrt muss ich stoppen.
Warum schreibe ich überhaupt diesen Blog?
Und vor allem für wen?

Während ich darüber nachdachte, erzählte er von Bekannten.
Ein Name fiel, ich war hellwach.
"Sie lassen sich scheiden."

Scheiden?
Sie ist eine Kämpferin, eine starke Frau.
Sie kämpfte lange um ihre Liebe, selbst in schwersten Zeiten.
Sie ernährte die Familie, in Notzeiten sogar immer nur von einem Tag auf den anderen.
Sie ist attraktiv.

Sie kämpfte täglich um ihren Mann.
Einen Mann, der gegen anderes kämpfte. Gegen Alkohol, gegen seine Probleme.
Er verlor diese Kämpfe jeden Tag, in jeder Sekunde.

Beide kämpften aussichtslos.

Kürzlich traf ich sie.
Sie war durcheinander, orientierungslos.
Sie begann zu erzählen, mehr und immer mehr, Schock auf Schock. Alles lag daheim in Scherben und inmitten dieses Scherbenhaufens war sie bereit gewesen, sich zu opfern.

Zu opfern, weil sie in der Not geglaubt hatte, die Beziehung mit der Erfüllung von sexuellen Wünschen retten zu können.

Er ging mit ihr zu einer privaten Sex-Party - alles kann, nichts muss, jede mit jedem und umgekehrt oder überhaupt nicht.

Er wollte mit anderen Frauen, sie sollte mit anderen Männern, beide sollten dabei einander sehen - er machte ihr Glauben, danach werde alles wie früher. So wie zu Beginn der Liebe: Träume, Wünsche, Hoffnungen miteinander, füreinander.

Er bekam Sex mit anderen Frauen.
Sie sah, wie eine andere begann, ihm intensiv einen zu blasen.
Sie merkte, wie Hände nach ihr tasteten, ihren Körper untersuchten.
Sie sah den Mann, schauderte, ekelte sich.
Sie entzog sich, die Hände folgten.
Sie wußte später nicht mehr, warum alles passierte.
Sie sah, wie er von der anderen geritten wurde.
Sie sah, wie er danach eine andere von hinten nahm.
Da verlor sie sich, verlor ihre Achtung, ihre Hemmungen - heute weiß sie, da hatte sie alles verloren.
Sie ließ die Hände auf ihrem Körper gewähren.
Sie ließ sich von dem Unbekannten nehmen.

Sie brauchte Tage, um das Geschehene zu begreifen.
Sie brauchte Tage, um wieder die starke Frau zu werden.
Sie ist von ihm fort.

Das habe ich nur für dich aufgeschrieben.

Liebe Grüße von
Laureen
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