Durch den Wind
Verwirrt, durcheinander, aufgewühlt - ich bin voll durch den Wind. Wo Ruhe sein sollte, herrscht Unruhe. Was sich mit Harmonie füllen sollte, steht im Aufbruch. Weiter erzählen, weiter sich preisgeben? Lust hat Eigenschaften, Lust hat Ziele, Lust läßt sich befriedigen. Aber Gefühle? Gefühle sind weit mehr als Lust, Gefühle sind immer, Lust kommt und geht. Ich lebe Gefühle. Gefühle steuern mich, steuern mich viel mehr als der Verstand. Ich müsste über Gefühle erzählen, um Lust begreiflich zu machen. Erzähle ich über Gefühle, erzähle ich über mich.
Dann der Blick zum Weib. Halte inne, lese und weiss sofort, was sie sagt.
"Es war mir zuviel des Outings."
Outen, sich preisgeben. Nackt sein. Blicke. Peepshow in Worte.
Noch einmal erzählen, Gefühle preisgeben:
Es passierte Silvester.
Irgendwann, irgendwie. Mitten im Fest.
Meine beste Freundin und ich zusammen beim Tanz, unsere Männer irgendwo zusammen an der Bar. Toben, Spaß haben, austoben, den peitschenden Musikrhythmus erleben, genießen. Lachen, anlachen.
Dann der Schluß, die Aufforderung. Küssen, alle Paare sollen sich küssen. Meine Freundin lacht, ich sehe ihren Mund, strahlendrot, kußbereit. Ich spüre ihre Lippen, den Mund. Spüre ihre Brüste auf meine. Busen an Busen, weich, sie drücken sich. Eine Hand auf meinem Rücken, fest, sie zieht heran. Ich öffne die Lippen, ihre Zunge sucht meine, alles ist wie elektrisiert, es ist angenehm, es ist schön. Wir küssen uns.
Ich bin durch den Wind. Denke an den Kuß. Sie denkt an den Kuß, wir denken an den Kuß. Wir werden darüber reden, ich will mit ihr darüber reden. Sie mit mir. Und am Ende werden wir uns wieder küssen. Wir werden es tun, weil wir uns kennen.
Ich möchte es aber nicht.
Möchte es, weil da etwas in mir treibt.
Ich möchte es aber nicht.
Der Kuß war schön. Wunderschön. Leidenschaftlich.
Unsere Männen haben uns dabei gesehen.
Liebe Grüße von
Laureen
laureen - 6. Jan, 01:32